Werte, Wandel und neue Wege: Wie ich mich immer wieder neu erfand.

Dr. Annette Fusenig

von Dr. Annette Fusenig LinkedIn-Logo | 31.10.2025

Geisteswissenschaft Promotion Geschichtswissenschaften Leadership Führungskräfte Museum

Kultur als Kompass

Als Jugendliche waren Museen für mich besondere Orte. Besonders erinnere ich mich an meine Zeit als Au-pair in Paris, als mein Bruder mich kundig durch den Louvre führte. Die Verbindung von Kulturschätzen, Geschichten und Inspiration wurden rasch zum Kompass meines beruflichen Weges.

Später, bei meinen regelmäßigen Aufenthalten in London, suchte ich immer wieder die National Gallery auf als Ort der Ruhe und inneren Sammlung für mich. Diese Momente, ebenso wie meine Besuche in vielen kleinen Museen, erinnerten mich stets daran, warum Kultur für mich weit mehr ist als ein Berufsfeld: Sie ist ein Resonanzraum meiner Werte.

Kultur lebendig machen

Während meines Studiums absolvierte ich begeistert eine private Gesangsausbildung – sehr zur Freude meines Lehrers, führte bei meiner Familie eher zu bedingter Begeisterung. Gleichzeitig arbeitete ich als Stadtführerin in Aachen: Mit Herzblut, Anekdoten und spielerischen Elementen erweckte ich die Aachener Geschichte zum Leben.
Nebenbei schrieb ich populärwissenschaftliche Bücher und arbeitete als freie Kulturjournalistin für Radio und Zeitung – Aktivitäten, die mein Studium zwar etwas verlängerten, meine Familie aber tapfer und geduldig unterstützte.

Meine Magisterarbeit widmete ich den Fresken von Alfred Rethel im Aachener Rathaus. Diese Arbeit ermöglichte mir meine erste große Ausstellung: „Krönungen. Könige in Aachen – Geschichte und Mythos“, bei der ich als stellvertretende Kuratorin mitwirkte. Diese Erfahrung prägte mich nachhaltig.

Kulturarbeit – Leidenschaft und Herausforderung

Die Ausstellung zeigte mir, wie anspruchsvoll Kulturarbeit ist. Zeitdruck, wechselnde Ziele, Personalengpässe und Schlafmangel gehören oft zum Alltag – und dennoch überwiegt die Begeisterung. Ich lernte: Gutes Selbstmanagement und Grenzen-Ziehen sind wesentliche Voraussetzungen für gute Arbeit.

Zwischen Begeisterung und Neubeginn

Ich habe stets Chancen ergriffen, wenn sie sich boten — und manchmal auch, wenn ich sie mir erst erarbeiten musste. Jede Station hat mir neue Perspektiven eröffnet und mich klüger gemacht in dem, was mir wichtig ist. Ich habe immer wieder neu begonnen – manchmal aus Neugier, manchmal aus Erschöpfung, oft aus dem Wunsch, näher an das heranzukommen, was mich wirklich trägt: Sinn, Haltung und Lernen. Rückblickend war mein innerer Kompass stets derselbe: Ich wollte begreifen, wie Menschen Veränderungen bestehen und was sie dabei stärken kann.

Nach der intensiven Zeit der Ausstellung wurde ich abgeworben in die Privatwirtschaft. Als Chefredakteurin einer Kulturzeitschrift erlebte ich inspirierende Begegnungen, etwa mit Max Kruse und Peter Ustinov. Parallel promovierte ich – als passionierte Dressurreiterin – über die Anfänge des CHIO Aachen. Nach der Promotion folgte für mich der nächste, konsequente Schritt: der Aufbau einer Kommunikationsabteilung von Grund auf. Hier konnte ich mein kritisches Denken als Geisteswissenschftlerin und mein journalistisches Know-How verbinden. Ich etablierte die PR-Abteilung und Krisenkommunikation und leitete internationale Projekte.
Mein wichtigstes Learning: Empathie und Klarheit sind entscheidend, wenn es darum geht, Vertrauen zu bilden und zu bewahren.

Kommunikation, Verhandlung, Wandel

Nach meiner Zeit in der PR & Krisenkommunikation arbeitete ich als internationale Verhandlerin in schwierigen Situationen. Diese Tätigkeit lehrte mich, wie entscheidend Haltung, Sprache und innere Klarheit in komplexen, konflikthaften Prozessen sind. Auch diese Erfahrung prägt meine heutige Arbeit – ob in Seminaren, Coachings oder Lehrveranstaltungen.

Rückkehr zur Kultur: Coaching für weibliche Führungskräfte im Museum

Nach Erfahrungen als freiberufliche Journalistin, Kuratorin in Ausstellungsprojekten, Führungskraft in PR und Krisenkommunikation in der Privatwirtschaft sowie als internationale Verhandlerin habe ich mich schließlich mit Ende 40 erneut neu erfunden.

Heute gebe ich meine Erfahrung weiter – als Dozentin im Studiengang Sustainable Leadership an der Vinzenz Pallotti University und als Coach und Beraterin für weibliche Führungskräfte in Museen.

Ich begleite sie zu mehr Klarheit, Selbstführung und Wirksamkeit – im Spannungsfeld von Idealismus, Verantwortung und oft herausfordernden Rahmenbedingungen. Dabei verbinde ich wissenschaftliche Erkenntnisse aus Resilienz- und Führungsforschung mit dem Alltag im Museum.

Mein Fazit

Mein Weg war abwechslungsreich und stets geprägt von Neugier auf und Dankbarkeit für die Menschen, die ich begleiten durfte. Es hat mich gelehrt: Echter Wandel ist möglich, wenn wir mutig neue Wege gehen – und dabei auf unsere Werte und Stärken hören.

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