Mit Begeisterung und Konsequenz: Mein Weg von Journalismus über die Steinbildhauerei zur Archäologie.

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von Dr. Astrid Fendt LinkedIn-Logo | 23.10.2025

Geisteswissenschaft Quereinstieg Promotion Universität Kulturwissenschaften Geschichtswissenschaften Archäologie Handwerk Kommunikation

Der Neigung nachgehen

Als Schülerin begeisterte mich der Journalismus. Ich schrieb für das Jugendmagazin „Szene“ in meiner Heimatzeitung, der Allgäuer respektive Augsburger Allgemeinen Zeitung. Nach dem Abitur absolvierte ich ein Volontariat und wurde Mitte der 1990er Jahre als Redakteurin im Bereich Lokales übernommen. Damals waren Festanstellungen in der Medienbranche üblich. Für mich kam der Schritt ins ‚sichere‘ Berufsleben zu früh.

Radikale Selbsterprobung

Nach einer längeren Reise in den Himalaya nahm ich eine Ausbildung als Steinbildhauerin auf. Mehrere Faktoren führten dazu: meine Herkunft aus einer Handwerkerfamilie, der Wille das eigene Schaffen zu erproben und die Liebe zum Material Naturstein. Mein Ausbildungsbetrieb sollte mir langfristig den Weg in die Museumsarchäologie weisen. Drei Jahre lang war ich Lehrling und Gesellin bei der Firma Dr. Pfanner GmbH in Scheffau im Allgäu und in München.

Der Weg in die Archäologie

Der Schwerpunkt meiner Tätigkeit lag in der Natursteinsanierung beispielsweise am Siegestor oder den Propyläen in München. Parallel konnte ich als Gasthörerin an kunsthistorischen Seminaren der Ludwig-Maximilians-Universität zur Architektur des Klassizismus teilnehmen. Der Schritt in ein einschlägiges Studium lag nahe. Ich studierte Klassische Archäologie, Kunstgeschichte und Alte Geschichte an den Universitäten in München, Leipzig und Berlin; und verband historisches Interesse mit persönlichem Faible für Material, Technik und Kunst.

Sich in einem Orchideenfach etablieren

Ein kunst- und geisteswissenschaftliches Studium ist hinsichtlich einer erfolgreichen Etablierung im Berufsleben riskant. Das konnte – rückblickend gesehen – nur mit Ausdauer, Stringenz und einem tragfähigen Netzwerk gelingen. Nach Abschluss des Magisterstudiums war ich erneut für die Firma Dr. Pfanner GmbH tätig, nun als Archäologin und Steinbildhauerin in dem Projekt „Planung der Restaurierung und Baufreimachung der Antikensammlung im Pergamonmuseum in Berlin“. Um sich langfristig in der Archäologie zu etablieren war (und ist in der Regel) eine Promotion notwendig. Mit einem Stipendium im Graduiertenkolleg „Archiv, Macht, Wissen“ an der Universität Bielefeld verfasste ich eine Doktorarbeit über die Restaurierung der Marmorskulpturen in der Berliner Antikensammlung im 19. Jahrhundert. Mit dieser Themenwahl vertiefte ich meine Kerngebiete: Archäologie, Restaurierung, Kunstgeschichte und Museum.

Familie und Beruf vereinbaren

Als berufstätige Frau mit Kinderwunsch den richtigen Zeitpunkt für die Familiengründung zu finden ist schwierig; zumal in einer Branche, die über wenige feste Arbeitsplätze verfügt. Mein Sohn kam während der Promotionsphase auf die Welt, meine Tochter fünf Jahre später. Damals war ich in einer befristeten Anstellung in der Antikensammlung im Verbundprojekt „Berliner Skulpturennetzwerk“ tätig. Beide Male waren aus beruflicher Sicht nicht ideal. Wichtig waren (und sind) ein stabiles familiäres Umfeld sowie gut verfügbare Betreuungsmöglichkeiten.

Flexibel und offen sein für Neues

Die Bereitschaft nach der Promotion noch zweimal den Wohn- und Wirkungsort zu wechseln war notwendig, um mich als Fach- und Führungskraft in der Museumsarchäologie zu etablieren. Als Familie zogen wir von Berlin nach München für eine feste Stelle als Konservatorin / Kuratorin in den Antikensammlungen und der Glyptothek. Zehn Jahre später wechselte ich auf meine aktuelle Position als Leiterin der Abteilung Archäologie am Landesmuseum Württemberg in Stuttgart. Ich pendle, da meine Familie nicht nochmals den Wohnort wechseln wollte.

Mein Fazit: Seit nach der Promotion bin ich als Archäologin im Museum tätig. Zur Erlangung jeder meiner bisherigen Positionen waren zusätzlich zum einschlägigen Studium die zuvor erworbenen praktischen Kenntnisse aus der Kommunikationsbranche und dem Handwerk ausschlaggebend ebenso wie Konsequenz, Begeisterung, Neugier und örtliche Flexibilität.

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